Motorcycle Emptiness

Seit gut 20 Jahren bin ich kein Motorrad mehr gefahren und ich dachte mir, Bali – chaotischer und anarchistischer Linksverkehr – genau die richtigen Voraussetzungen es mal wieder zu probieren.

Auf Bali ist das Haupttransportmittel der Scooter. Hier werden die Kinder sprichwörtlich darauf zur Welt gebracht. Besonders außerhalb der Ballungsräume fährt hier jeder, der groß genug ist, um ans Lenkrad zu kommen darauf herum. Auch transportiert man hier alles, was irgendwie möglich ist, darauf. Egal ob meterlange Rohre, riesengroße Körbe oder auch Tonnen von Eiern.

Aber die erste Woche wollte ich fürs Gefühl gerne ein Motorrad. Dummer Touristenfehler. Denn entweder ist viel zu viel Verkehr und man schaltet quasi im Sekundentakt oder die mir unbekannten Straßen, die zum Teil in desaströsen Zustand sind, erlauben keine große Geschwindigkeitsaufnahme. Selbst die Straßen, die in guten bis sehr guten Zustand sind haben hier und da mal ein Loch.
Der Verkehr ist pure Anarchie, den man am besten mit den Worten, der Schnellere gewinnt, beschreiben kann. Dennoch nimmt man auf sich Rücksicht. Gehupt wird vor allem, um den anderen zu sagen, hier bin ich, und nicht weil man denkt, dass man das Vorfahrtsrecht hat.
Wer sich darauf einlassen kann und sich sowie seine Fahrkunst richtig einschätzen kann, hat so aber ganz andere Möglichkeiten als derjenige, der auf die Touristenshuttltes angewiesen ist.
Um den mittleren Norden ein wenig zu erforschen, sind wir heute einen 160 Kilometer Loop gefahren und haben von unserem Hostel am Fuß des Mount Batur den Banyumala Twin Waterfall angesteuert. Aufgebrochen sind wir um 9:40 Uhr und zurück waren wir um 17:15 Uhr. Angehalten haben wir am Wasserfall und zweimal zum Essen. Gesehen haben wir dafür eine ganze Menge und das 2. Warung, indem wir gegessen haben, sieht vermutlich äußerst selten Touristen. So mussten wir dann auch noch Bilder mit der Familie machen, was wir natürlich gerne gemacht haben.
Schon in den ersten 5 Kilometern wird uns klar, daß das ein „Spaß“ wird. Denn es geht steil über brüchigen Asphalt nach oben. Und es wird noch häufig gut bergauf und bergab gehen. Zwischendurch dann wieder schöne, breite und glatte Straßen, aber eben nur zwischendurch. Da wir auf Sicherheit bedacht sind, tingeln wir oft mit 25 Km/ H dahin. Einmal werden wir von einer ganzen Familie, Mutter, Vater, Kind, auf einem Scooter überholt.
Dennoch hat es sich gelohnt und wir sind sehr zufrieden mit unserem Tag. Als letztes Ziel steuern wir ein Restaurant an, dass uns Khrisna, unser Hostelvater und Guide, empfohlen hat und auch schon wieder in der Nähe unserer Behausung liegt. 15 Minuten noch zu fahren sagt Google und schickt uns ein letztes Mal eine äußerst ecklige Straße herunter.
Dann plötzlich sehen wir vor uns den Mount Batur und ein phänomenales Panorama tut sich vor uns auf. Das Bild gibt es leider nicht mal im Ansatz wieder. Ich beschließe, ein Bild zu machen und fahre links ran. Ich sehe zwar den Rollsplitt, aber wir haben eigentlich keine Geschwindigkeit mehr, wir stehen im Prinzip schon. Dennoch unterschätze ich die Situation und das Vorderrad hat plötzlich andere Pläne als ich. Jetzt gibt es die Quittung für den dummen Touristenfehler und wir legen uns lang. Die schwere Maschine hat einfach keinen Halt. Myrtis fällt zum Glück nach hinten auf ihren Rucksack und zieht sich nur einen kleinen Kratzer zu. Ich falle natürlich mit den Ellbogen direkt auf einen spitzen Stein, der ein kleines Loch in meinen Ellbogen hinterlässt. Ein paar Einheimische, die uns entgegenkommen, halten sofort an, helfen uns das Motorrad aufzuheben und bieten uns an, das Motorrad den restlichen Weg nach unten zu bringen. Nachdem ich mich gesammelt habe, bin ich aber in der Lage auch mit dem Loch im Arm weiter zu fahren. Nun aber auf direktem Weg heim. Es ist bittersüße Ironie, dass der ganze Tag trotz der widrigen Umstände wie geschmiert lief und die Idee, ein blödes Foto zu machen, uns zum Verhängnis wird.
Nun, unterm Strich ist nicht wirklich viel passiert, außer daß ich nächste Woche beim Schnorcheln wohl viel Spaß haben werde.
Dennoch würde ich auf die Mobilität nicht verzichten wollen und bekanntlich steigt man am besten sofort wieder aufs Pferd auf. Nur nicht mehr auf so einen schweren und behäbigen Gaul, sondern auf einen Kleinen und Wendigen.

Morgen geht es gen Flores, denn wir wollen die Drachen besuchen.

5 thoughts on “Motorcycle Emptiness

  1. Servus, Elke hat Recht, dass es ohne Narben nicht bei dir geht
    Du machst mir langsam Konkurrenz mit Narben.
    Noch eine gute genussvolle Zeit!
    Eure Cori

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