You can‘t steal my love ( Mando Diao)
Zwischendurch fand ich immer, dass der CDT wie der „Herr der Ringe“ ist. Eine Gruppe fröhlicher Hobbits bricht singend und wandernd auf, um einen Zauberring in einem Kaff ein paar Meilen weiter im tänzelnden Pony einem Zauberer zu übergeben. Eigentlich eine einfache Geschichte, doch der Zauberer taucht nicht auf, und dann wird alles fies. Leute gehen verloren, sind verstreut über das ganze Land, kämpfen in verschiedenen Schlachten, müssen sich trennen, manche sterben, manche sieht man nie wieder, andere tauchen am Schluss wieder auf. Ganz wie auf diesem Trail. Auch das mit dem Sterben. Und am Ende kriecht man auf Knien durch Mordor, ausgezehrt und kraftlos, und hofft, dass man den blöden Ring endlich in den f…. Schicksalsberg werfen kann. Ich habe mich wirklich oft wie Frodo gefühlt, der fiebrige, kranke Frodo am Schluss, der nur noch taumelt und nervt.
Und wenn man dann am Feuerberg steht, und es endlich fast geschafft hat, kann man den Ring einfach nicht loslassen, die Macht des Ringes ist zu groß. Sie erdrückt dich. Ich habe zu viel Schmerzen, Schweiß und Tränen investiert, zu viel gelitten, zu viel von allem.
Ich kann gerade nicht loslassen. Ich will den Ring noch nicht wegwerfen. Er gehört mir. Nur mir. Und ich will nicht, dass er nicht mehr da ist.
Wir verlassen unsere schöne blaue Hütte in Augusta nach einer Nacht. Es war wirklich cool mit Mona Lisa und „Pitterpatter“, wir hatten eine Terrasse und 3 Schlafzimmer und eine Küche. Thomas und ich haben Spaghetti gekocht und saßen noch ewig draußen, wie normale Menschen.
Frank fährt uns alle wieder zum Trail und wir tauchen ein in die Bob marshall wilderness, die angeblich eine sehr hohe Tier- dichte haben soll…..
Außerdem haben wir so kurz vor dem Ende beschlossen, nur noch 20 Meilen Tage zu machen. Wir stressen uns nicht, machen lange Pausen und versuchen, den Trail zu genießen. Die ersten Tage sind auch sehr beeindruckend, wir erklimmen einen pass, der uns direkt zur „Chinese Wall“ und dann daran entlang führt. Später ist der Trail ziemlich zugewachsen, es geht immer wieder durch verbrannte Gebiete. Es ist wirklich Wahnsinn, wenn man diese ganzen schwarzen und gefallenen Bäume sieht, weiter als das Auge reicht. Wie viel Natur und Platz dadurch den Tieren genommen wurde. Da die meisten Bäume hier tot sind, spenden sie uns auch keinen Schatten mehr, es ist teilweise unerträglich heiß. Insgesamt hat mich die Bob Marshall wilderness nur teilweise überzeugt. Wir sehen viele Bärenspuren und Bärenkot, aber keine Bären! Auf dieser vorletzten Etappe brauchen wir beide sehr viel Freiraum. Jeder ist mit sich selbst beschäftigt. Während wir am Anfang immer nach vorne geblickt haben und gefiebert haben, welche Stadt als nächstes kommt, wann wir endlich im nächsten Staat ankommen, blickt man nun eher zurück. Man wird langsamer, will mehr genießen, fühlen, dort sein.
Als wir nach 5,5 Tagen aus den Wäldern treten und in der Ferne die hohen Berge des glacier national parks sehen, der unsere letzte Etappe sein wird, trifft mich dieser Anblick wirklich hart. Es ist wunderschön und schrecklich traurig zugleich. Wir haben so lange davon geträumt, hier anzukommen. East glacier war eine ferne Phantasie. Nun treten die Linien der Berge am horizont hervor, werden Wirklichkeit.
Wir zelten direkt am Highway, so haben wir am nächsten Tag nur noch 10 Meilen road walk vor uns.
Eine windige Nacht mit vorbeifahrenden Autos und meilenlangen Zügen und Regen und Wind und Sturm.
Die Meilen am nächsten Tag fliegen nur so dahin, mit Musik auf den Ohren renne ich fast, denn ich habe Hunger!
Ich befinde mich in einem Gefühlschaos zwischen Euphorie und tiefer Traurigkeit. Eine tote Schlange und ein toter Bär am Straßenrand machen das ganze nicht besser. Letztendlich renne ich mehr als 8 Meilen, ohne anzuhalten. Und dann sind wir da, im glacier national park. Am Ende siegt die Euphorie, fast 5 Monate sind wir gelaufen, jetzt sind wir hier, das ist überwältigend und großartig. Mehr, als man ertragen kann.
84 miles to go.
Nun habt Ihr das Ende des Trail zum Greifen vor euch.Ich wünsche euch noch viel Kraft und Energie für die letzten Meilen.Ihr seid Spitze.
Hey MuT,
Freude und Schmerz, Wahrheit und Traurigkeit, Schönheit der Natur..
GANZ HERZLICHEN DANK FÜR DIE EINDRÜCKE!
Einen gesunden und glücklichen Weg weiterhin wünschen euch
C&H
Wir freuen uns riesig mit euch , eine Wahnsinns Leistung auf die ihr richtig stolz sein könnt . Ich kann mich nur wiederholen fantastische Leistung. Genießt die letzten Meilen.
HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH ZUM ANKOMMEN. MEIN GANZER RESPEKT GILT EUCH BEIDEN „VERRÜCKTEN“. DER SPRUCH „DER WEG IST DAS ZIEL“ HAT WOHL HIER SEINE WAHRE BEDEUTUNG.
Jaaa, genießt mal eure letzten Tage auf dem Trail, ihr müsst ja jetzt nicht mehr hetzen … und dann werft den Ring in den Schicksalsberg. Ein neues Abenteuer kommt bestimmt.
Ihr seid der „Wahnsinn“! Ich freue mich für euch und verstehe eure Wehmut sehr gut.
Einfach toll!
Liebe Grüße,
Christian