Days 101 – 106

Wie meine Freunde wissen, mag ich Bären. Spätestens in Wyoming kommen CDT Hiker unweigerlich immer wieder auf das Thema Bären bzw. Grizzlies und welche Strategien am sinnvollsten zu sein scheinen. Die, wie ich finde, interessanteste Strategie erzählt mir ein Schweizer in der Econolodge in Rawlins, als wir beide auf den Trockner warten. Er meint, daß Grizzlies (und Bären), die den Umgang mit Menschen nicht kennen, diese auch nicht angreifen, weil sie Angst vor ihnen haben. Grizzlies wiederum, die Humanoide kennen, wissen, daß sie erschossen werden, wenn sie uns Zweibeiner angreifen. Daher nimmt er sein Essen mit ins Zelt. Da er keinen Bearcan tragen will, ist das Risiko sonst zu groß, das ihm ein Grizzly oder Bär das Essen klaut oder zerstört. Sagen wir so, die Eidgenossen sind halt etwas eigen. (Zwinker @ Mountain und Lions). Eine gern geteilte Hikerstory ist die von der PCT Hikerin, die meinte eine Pizza in ihrem Zelt essen zu müssen. Sagen wir so, es war ihr letzter hike. 

Sparky wiederum wäscht sich lieber mit dem letzten Tropfen Wasser den Bart und geht durstig schlafen, damit nichts am ihm nach Nahrung duftet. 

Manche Hiker haben derartige Angst vor Grizzlies, daß sie vor jeder Kurve, jedem Hügel oder Busch „Hello/ Hey bear“ oder „Bear beware“ rufen, damit sie jenen nicht beim Mittagsschlaf überraschen und jener sie dann aus Schreck auffrist. Andere Hiker fürchten sich viel mehr vor Elchen oder Hunden. 

Wir schützen unser Essen mit dem Bear Vault 500, dem Standart Bearcan. Funfact: Im Staate New York, soll es ein Bär geschafft haben, diesen zu öffnen. Außerdem haben wir seit Lander immer ein Bärspray an der Frau bzw. am Mann und versuchen nicht über einen Schlafenden zu stolpern. Aber auch wir haben am letzten Nachmittag vor Dubois eine filmreife Szene hingelegt. Kommentaren zufolge hat ein Grizzly hier vor einer Woche ein Kalb gerissen und evtl. auch noch ein anderes Tier irgendwo verscharrt. Grizzlies lassen ihre Beute erst ein paar Tage liegen, bevor sie sie verspeisen, und dieser sollte man vor dem Verzehr nicht zu nahe kommen. Während Mona Lisa immer wieder nach den Bären ruft, „Hey Bear“, erfindet Joker Lieder wie, „All the bears are brown, and the fox is grey“ oder „Bear you, bear me“. Da ich irgendwie das Gefühl habe, ich sollte aus Solidarität auch was zu dieser Szene beitragen, singe ich einfach die Texte zur Musik, die gerade in meinen Ohren schalt. Witziger weiße höre ich auf diesem Abschnitt die beiden 1995 erschienenen King Diamond Alben „The Graveyard“ und „The Spider’s Lullaby“. Auf jenen befinden sich so treffende Zeilen wie „Die, die, die. Now you die“ oder auch „What’s really driving me insane, is what to do in my final hour“. 

Aber nun von vorne. 

Wir verlassen die schnuckelige kleine Western Stadt Pinedale gegen 13 Uhr. Joker und ich müssen noch Verpflegung kaufen und treffen sich danach mit Mona Lisa zum Lunch im Heart und Soul Café. Nach dem wir etwa 5 Minuten an der Straße versuchen einen Hitch zu bekommen, ruft uns von hinten jemand zu, ob wir mit zum Elkhart Trailhead fahren wollen. Wieder mal Glück gehabt. 

Wir wandern noch 2,5 Tage durch die Winds, die ein absolut unerwartetes und grandioses Highlight sind. In dem kargen und felsigen Gebirge sind wir komplett ohne Roadwalk ausgekommen und durften phänomenale Ausblicke genießen. Am zweiten Tag lande ich bei einer Flussüberquerung fast komplett im reisenden Strom, da Joker und ich die gleiche Idee zur gleichen Zeit haben. Ich kann mich gerade noch halten und komme mit zwei nassen Füßen und einer kleinen Schürfwunde davon. 

Mit dem Gunsight Pass, dessen Anstieg sich als weniger schlimm als befürchtet erwiesen hat, verlassen wir dann die Winds. 

Es wird nun wieder flacher und grüner. Aber auch wenn die Wasserstellen jetzt etwas weiter auseinander liegen, gibt es immer noch gutes, kaltes und fließendes Aqua und wir tragen nur auf dem vermeintlichen Grizzly Abschnitt mehr als je einen Liter Wasser. 

In Dubois angekommen steuern wir diesmal zuerst die Post an, denn es ist Samstag. 

 

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