Days 65 – 71

Vor ca 4 Wochen, in einem anderen Monat, in einem anderen Staat saß ich mit „Lambchop“ vor unserem Hostel und wir tauschten Reisegeschichten aus. „Lambchop“ zieht von meiner e-Zigarette, ich probiere ihre Vitamine aus. Diese drahtige blonde hikerin ist ganz schön verrückt, im positiven Sinne. Gestern ist sie mit ihrem riesigen Pick-up hier aufgeschlagen und bereitet nun ihre water-caches für einen sehr abgelegenen Trail vor. 

Sie prophezeit mir: „I can tell you, Colorado will beat the shit out of you!“. Ich habe sie damals nicht gefragt, warum. Wegen der Höhe, der Meilen, des Wetters, der ständigen Auf und Abs oder alles zusammen? Ich wollte die Antwort gar nicht wissen. Jetzt weiß ich: sie hatte verdammt recht!

Nun sind wir schon eine Weile in Colorado und hitchen mit Michael und Slowpoke nach Leadville. Unser Fahrer macht uns ein zweifelhaftes Kompliment: you did a good job, you all stink like hell!

Leadville ist die höchstgelegene Stadt der USA (3094 m) und der einzige Ort, an dem man die begehrte Marke Melanzana bekommt. Normalerweise braucht man einen Termin, um in den Shop zu kommen, online-Bestellungen sind nicht möglich. Doch hiker dürfen ohne Termin einkaufen! Thomas kauft sich ein ziemlich bescheuertes und hässliches Fleece, nein, es ist toll und ich bin neidisch. Aber mein Fleece tut es noch und ich möchte kein extra Gewicht mit mir rumschleppen. Also, kein tolles Fleece und kein noch tolleres Fleecekleid für mich. 

Dafür frühstücken wir in einem super genialen veganen Café und treffen „Diva“ und „Coffeebreak“ wieder. Nachdem wir uns für 1 Nacht ein Motel Zimmer mit Mona Lisa teilen, geht es am nächsten Tag gleich weiter. Bevor wir zum Kokomo Pass aufsteigen, treffen wir auf „Mishaps“ Mutter, die Trailmagic macht! Das trifft sich gut, denn es fängt gerade an zu regnen. 

Schweren Herzens ziehen wir weiter, als der Himmel aufreißt. Wir hätten hier noch mehrere Stunden sitzen können und Peanutbutter/Marmelade-Toast, Gatorade, Limonade und Chips verdrücken können. 

Wir meistern 2 Pässe mit ca 3600 Höhenmetern, dank „Mac the knife‘s“ Diafox (Diamox) gelingt mir das diesmal ohne Kopfschmerzen und Übelkeit. Am nächsten Tag kommen wir nach Copper Mountain, dann wollen wir eigentlich noch 2 Pässe eintüten, doch wegen der Höhe brauchen wir länger als gedacht. Gerade in dieser Etappe spüren wir alle, wie fordernd Colorado ist. Wir steigen auf windige, hohe Pässe und Berge auf, nur, um dann wieder abzusteigen und gleich danach wieder aufzusteigen. Das geht ziemlich an die Substanz. Am nächsten Tag erreichen wir Silverthorne/Dillon, das wir eigentlich wegen des REI dort ansteuern, letztendlich aber dann viel zu faul sind, uns von unserem coolen Hotel „the Pad“ wegzubewegen. Das stylische Hotel hat für jeden Geldbeutel Zimmer zu bieten, auch für arme hiker! Ein wirklich tolles Konzept. 

Weiter geht es am nächsten Morgen, immer hinauf zu neuen Gipfeln, das soll die anstrengendste Etappe Colorados werden. 

Wieder ist es unmöglich, unsere 2 Pässe zu schaffen, wir laufen fast 12 Stunden lang und müssen uns geschlagen geben. In den nächsten Tagen macht uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung, es regnet nachmittags und wir müssen einige Flussüberquerungen machen. Alles ist nass, Kleidung, Socken, Schuhe. …

Am schlimmsten ist es, früh morgens die ekelhaften, nassen Socken, die feuchte Hose und die nassen Schuhe wieder anzuziehen. Dann quält man sich einen nicht enden wollenden Pass hinauf, oben ist es windig und eiskalt, doch es ist wieder ein Berg geschafft. So leicht lassen wir uns nicht unterkriegen. Da für die nächsten Tage Gewitter angesagt sind, folgen wir der Meute und pausieren nach einigen Schneeüberquerungen in Winter Park. Ausnahmsweise ziehen wir nicht am nächsten Tag weiter, sondern bleiben 2 Nächte in der Viking Lodge.  Hier sind wir sehr faul, essen, schlafen, Wäsche waschen… morgen geht es dann wieder auf den Trail, noch 3,5 Tage nach Grand Lakes und bald ist Colorado geschafft, wir werden die hohen Berge hinter uns lassen und wir haben Halbzeit. 

Happy trails, happy foxes, happy life.

5 thoughts on “Days 65 – 71

  1. Wieviel km habt ihr jetzt schon gelaufen und wieviel habt ihr noch vor euch? Mein allergrößten Respekt für eure Leistung und für euren eisernen Willen. Ich verneige mich

    1. Es sind jetzt 1400 Kilometer und 1800 sind noch zu machen. Das heißt, spätestens wenn wir Colorado verlassen stehen bigger miles an.

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