Am nächsten Tag geht es schon wieder weiter, doch nicht ohne ein Frühstück im Diner, wo uns die 77 jährige „Sky Tallbear“ ihre Geschichte erzählt. Aufgewachsen im Reservat mit 14 Brüdern läuft die ganze Familie 1962 den Appalachian Trail mit Maultieren. Damals war das mit Sicherheit ein abenteuerliches Unterfangen. Die smarte Sky schafft es dann nach Berkeley, eine der angesagtesten Unis des Landes, das Mekka der Proteste in den 60er. Nachdem sie zeitweise von Kopfgeldjägern verfolgt wurde ( ob das Wahrheit oder geflunkert war, ist nicht ganz klar), hat sie sich mit ihrem einen verbleibenden Zahn nun in Saguache niedergelassen, wo sie das Diner schmeißt, das früher ein Bordell war ….Die gute Bäckerin Esther hat uns auch schon einen hitch zurück zum Trail organisiert, wirklich eine sehr freundliche, kleine Stadt. In den nächsten Tagen geht es für uns stetig nach oben, die Wüste lassen wir endgültig hinter uns, und es wird grüner und felsiger. Wir haben fantastische Aussichten, schneebedeckte Gipfel, frische Bergluft und eine Menge kühle Gebirgsbäche hier auf ca 3000 Metern. Die Höhe macht uns wirklich zu schaffen, wir schnaufen wie wütende Stiere, die uphill Passagen werden immer anstrengender, je höher wir aufsteigen. Nach ein paar Tagen stossen wir endlich wieder auf die original CDT Route, unsere detour ist somit beendet und wir treffen promt auf „Tallson“, den wir zuletzt in Pie town gesehen haben! Endlich wieder andere hiker, nachdem wir in den letzten 1,5 Wochen ziemlich alleine in der Wildnis waren. Die letzten Tage werden noch einmal sehr anstrengend. Wir steigern auf 3600 Meter auf, hier und da liegt noch ein Schneeberg herum, den ersten umgehen wir, beim 2. Riesenberg sind wir zu faul und klettern hinauf. Doch der Schnee ist schon zu weich und ich rutsche oben natürlich aus.
Ohne Eisaxt hat man wirklich keine Chance, sich zu halten, ich schlittere immer weiter Richtung Abgrund, kann mich aber irgendwie mit meinen trekking poles stabilisieren und Thomas kann mich nach oben ziehen. Eine wirklich angsteinflösende Erfahrung, in diesem Fall wäre ich nicht 100 Meter abgestürzt, sondern vielleicht 2, aber hätte mir locker etwas brechen können. Am vorletzten Tag der Etappe steigen wir so hoch auf, dass ich Kopfschmerzen bekomme. Schlecht ist mir auch. Und der nächste Tag wird nicht besser. Wir haben 2 anstrengende Aufstiege zu meistern, danach habe ich das Gefühl, dass mein Kopf zerspringt. Meine Schritte werden fahrig, ich kann weder meine Gliedmaßen, noch meine Gedanken kontrollieren. Klingt komisch, ist aber so. Nachdem ich jahrelang gehofft hatte, dass es immer nur dumme Zufälle waren, dass es mir in der Höhe nicht wirklich gut geht, bin ich mir jetzt sicher, dass mich die Höhenkrankheit voll erwischt hat. Leider haben wir übersehen, dass an diesem Tag noch ein Aufstieg auf uns wartet. Mir geht es so übel, dass Thomas mein Wasser tragen muss. Irgendwie kommen wir über den letzten Schnee, dann geht es endlich ca 500 m nach unten. Wir finden einen schönen Zeltplatz ca 1 Meile vom Monarch Pass entfernt. In diesen niedrigeren Gefilden einfach nur dazusitzen und zu starren hilft etwas, mein Schädel wird besser und später kann ich eine Tortilla mit nichts essen.
Nach 14 Tagen unterwegs betreten wir am Donnerstag am Monarch Pass endlich wieder die Zivilisation. In diesen ereignisreichen 2 Wochen haben wir New Mexico hinter uns gelassen und die Grenze nach Colorado überquert, mussten mal wieder vor einem Feuer fliehen, sind aus der Not heraus in eine Hütte eingestiegen und haben einen jungen Elch und fette Murmeltiere gesehen. Am Pass bietet uns Charlie sofort einen Ride an und wir fahren ins 20 Meilen entfernte Salida. Dort gehen wir natürlich erstmal frühstücken und die gute Mona Lisa organisiert mir ein Rezept für diamox, ein Medikament gegen Höhenkrankheit. Eigentlich hätte ich hier in eine Notaufnahme gehen müssen, das hätte mich wahrscheinlich Stunden und ca 400 Dollar gekostet. Doch Mona Lisa hat zufällig die Nummer von einem Arzt aus Grants, „Mac the knife“, der hikern wohl gesonnen ist. Ich telefoniere mit ihm, er spricht sogar etwas deutsch und ist super nett. Nach 15 Minuten hat er alles organisiert und in der Walmart Apotheke liegt eine Packung Diamox für mich bereit!!! Wirklich unglaublich!!
In Salida haben wir ziemlich viel Spaß, wir schlafen 2 Nächte im Hostel, treffen viele neue Leute, gehen Pizza essen und Bier trinken und sitzen einfach zusammen, wie eine große, zusammengewürfelte Familie. Mittlerweile sehen wir alle etwas derangiert aus, die Kleidung hat Löcher, der Dreck lässt sich nicht mehr ganz entfernen, Bärte und Haare werden lang und wirr, die meisten humpeln, doch wenn man sich begegnet, trifft man sofort auf einen Freund. Salida ist eindeutig bis jetzt die genialste Trail-Stadt, von Bergen umgeben mit einem reißenden Fluss, auf dem man raften kann. Thomas bekommt hier ein Band für seine Brille und ich kaufe eine Eisaxt. Schweren Herzens müssen wir heute diese wunderbare Stadt, das nette Hostel und unsere neuen Freunde verlassen.
Happy trails, happy foxes, happy life und hoffentlich nicht zu viel Schnee
Hey Ihr Lieben,
Mensch, sind das Höhen!
Arme Myrtis – gute Besserung.
Danke schön fürs Teilhaben lassen an eurem Abenteuer mit Höhen und Tiefen.
Hey ho, fuchslochhüterin, hoffe alles gut im Fuchsloch. Mir geht es wieder gut, habe jetzt dia-Fox ( diamox) und seit Tagen zum ersten Mal über 3000 Metern keinen super Schädel und keine Würg Attacken. Essen kann ich auch wieder
Hallo, Ihr Lieben,
Es ist ich, der Rumäne.
Nächste Woche geht auch für mich die Alpensaison los, dann kann ich endlich ein bisschen aufholen 🙂
Wünsche euch alles Gute und weiterhin einen Happy Trail.
Cheerio und schönes Wetter
Euer Hurald
Hey ho, du , wohin gehts denn?
Höhenmeter mäßig hast du einiges aufzuholen . Na ja, Meilen mäßig auch, wir kratzen an der Halbzeit !!! . See you
passt gut auf Euch auf. Mit Höhenkrankheit ist echt nicht zu spaßen. Weiterhin einen guten Trail und viele schöne Erlebnisse