50 Meilen trennen uns nach der timberline lodge noch von Cascade locks, dem Ende von Oregon.
Da wir am ersten Tag etwas faul sind und früher Schluss machen, müssen wir am 2. Tag unsere gesamten Kräfte bündeln und 28 Meilen laufen. Der Weg nach Cascade ist spektakulär, die letzten 8 Meilen geht es steil abwärts, da Cascade fast auf Meereshöhe liegt. Einen großen Teil des Downhill Parts hat man eine grandiose Aussicht auf den Columbia River und das kleine Städtchen. Wunderschön und anstrengend.
Wir schaffen die 28 Meilen in 11,5 Stunden und verabreden uns abends mit doughnuts und Mona Lisa in der brewery.
Cascade locks ist ein Schlüsselpunkt auf dem Trail, von hier aus begibt man sich auf die „Bridge of the gods“, überquert so den columbia River und kommt am anderen Ufer in Washington an.
Wir sind seit unserem Flipflop nach Chester in 3 Wochen durch Nordkalifornien gehetzt und sind in wieder 3 Wochen durch ganz Oregon gerannt. In Oregon haben wir uns so gut wie keine Pause gegönnt, statt Zero Tagen haben wir nur immer halbe Tage freigenommen. Das macht sich mittlerweile bemerkbar.
Es macht mir nichts aus, dass ich eine taube Stelle am Oberschenkel habe, wie eingeschlafen, wahrscheinlich ein eingeklemmter Nerv, stört aber nicht. Nachts habe ich Krämpfe in den Händen (????) und muss meine Finger oft wieder „aufbiegen “ , wahrscheinlich einfach eine Überbelastung oder irgendein Mangel, kein Wunder, bei dem Mist, den wir essen. Thomas sieht mittlerweile aus, als wäre er gerade aus einem nordkoreanischen Arbeitslager entkommen.
Die letzten 6 Wochen waren hart, und es wird noch härter weitergehen. Wir haben uns ausgerechnet, dass wir in den sierras 20 Meilen pro tag laufen müssten, besser 25 , da man ja vielleicht auch mal einen Tag frei haben möchte. Wer schon mal im Hochgebirge war, kann verstehen, wie heftig das ist. Es ist fast utopisch in dieser Höhe. Uns fehlen -wegen des vielen Schnees überall- Tage, wir haben ein Zeitproblem.
1558 Meilen sind wir bis jetzt gelaufen, und mein Körper schmiert immer wieder ab. Der erste Tag nach einer Pause läuft phantastisch, dann schleppe ich mich nur noch, habe Höllen Kopfschmerzen und fast keine Kraft mehr. Ich bräuchte eine Pause zum regenerieren, die ist aber im Zeitplan eigentlich nicht vorgesehen. Wir üben uns mittlerweile in größter Effizienz , um 40-45 Km pro Tag zu laufen. Manchmal sehen wir uns den ganzen Tag nur von hinten, und sprechen nicht mehr als „nächste watersource“, „Pause“, „weiter“, „tentsite“, „essen“, „Durst“, in den Pausen und am Abend nach 12-14 Stunden starren wir nur noch.
Mein Körper erholt sich nachts nicht mehr so wunderbar wie anfangs. Manchmal denke ich, ich ertrage es nicht mehr, morgens um 5 aufzustehen, mich zitternd und bibbernd im Zelt unterm Schlafsack anzuziehen, das Zelt abzubauen, nur um es 12 oder 13 Stunden später wieder aufzubauen. Es kostet alles so viel Kraft. Unser Frühstücks oatmeal haben wir am Anfang aus der Packung in eine Schüssel geschüttet und mit heißem Wasser übergossen. Später haben wir die Schüssel weggelassen, und das Zeug direkt im Beutel mit heißem Wasser übergossen und gegessen, spart Geschirr und Zeit. Mittlerweile kochen wir früh gar kein Wasser mehr, sondern benutzen einfach kaltes , funktioniert auch, enorme Zeitersparnis!
Ich brauche eine Pause, ich werde die sierras so müde und kraftlos wie ich gerade bin nicht in der planmäßigen Zeit schaffen. Deswegen haben wir uns in Portland ein Auto gemietet und machen einen kleinen roadtrip. Im Moment fahren wir einfach die wunderschöne Küste von Oregon auf dem unvergleichlich phantastischen Highway 101 hinunter, für mich die schönste Küstenstraße der Welt!
In 2 Tagen wollen wir uns mit Benjamin und Joren treffen, die gerade in Nordkalifornien sind, vielleicht erwischen wir lubosh und tereza auch noch, die trödeln hinterher.
Seitdem wir den roadtrip beschlossen haben, sind wir beide viel entspannter. Vielleicht haben wir uns zu viel Druck gemacht , vielleicht hätte ich noch mehr essen müssen. Am Anfang hatte ich einen Snack pro Tag (zusätzlich zum normalen essen natürlich), mittlerweile esse ich 4!!! Snickers mit Schlappen 270 Kalorien , Honey Buns mit wunderbaren 580 Kalorien , aber reicht scheinbar nicht.
Wir fahren jetzt erstmal ganz entspannt die Küste nach Kalifornien hinunter , besuchen ein paar Nationalparks , wo wir wandern wollen, aber vielleicht nicht unbedingt 45 km am Tag.
Dann möchten wir unbedingt den 2. Part der sierras machen , den Mount Whitney besteigen, und den Forrester pass nachholen.
Was danach kommt, wissen wir noch nicht so genau, aber es ist mal ganz angenehm, ohne konkreten Plan und meilenvorgaben aufzubrechen. Vielleicht laufen wir mit Benjamin und Joren noch Washington , vielleicht baden wir in Thai Curry, von dem wir beide schon träumen.
Für euch ändert sich nicht viel, wir werden weiterhin Beiträge posten, ich hoffe, ihr seid nicht allzu enttäuscht, dass es die nächsten Tage nicht auf dem pct weitergeht.
Viele Grüße von der Küste !!
Habt weiter eine gute Zeit egal ob PCT oder die Küste Kaliforniens entlanggetuckert ihr wisst ja der Weg ist das Ziel
Ihr habt sooooo viele Meilen geschafft und könnt stolz auf euch sein.Macht euch einfach eine entspannte Zeit an der Küste und dann zeigt sich wie es weiter geht.
Außer euch selbst hat doch niemand Druck gemacht. Und da ihr das jetzt lasst…was hindert euch daran, jetzt einfach etwas zu entspannen und die Reise auf eine neue Art zu genießen. Ich freue mich auf jedes eurer Postings, ob nun aus einem zitternden Schlafsack mit Blick auf ein schneebrett oder aus einen kuscheligen Hotelzimmer mit Blick auf einen Strand! Keep on trekking! 🙂
Florian, vielen Dank für deine immer treffenden Worte !!
Morgen gehts nach Thailand.
Stopft euch mal mit Obst und Gemüse voll solange ihr anders unterwegs seid. Vielleicht bekommt ihr irgendwo getrocknete Datteln als Snacks für den pct…Medjool! Damit kann man sogar in der Wüste überleben. Bananen mampfen: Kalium u Magnesium hilft gegen Krämpfe. Ihr seid supertapfer!
Ich schließe mich da dem Florian an und denke , das die meisten die eure Berichte lesen nicht einmal einen Teil von dem was ihr schon hinter euch hab, geschafft hätte . Ihr könnt wahnsinnig stolz auf euch sein . Ich bin es auf jeden Fall . Schickt doch mal ein aktuelles Foto von euch zwaa .
Der Road trip is doch ne super idee. Genießt endlich auch mal das Land, anstatt nur noch durchzuhetzen. Viel Spaß euch schon mal!
Richtig Tizia,bin auch Deiner Meinung.
Hej ihr 2, es kommt mir so vor, als ob ihr jetzt im Laufe des Weges eure Ruhe verloren habt. Bleibt doch mal locker und denkt an ESMI! (Einen Scheiß Muss Ich) Ihr macht das doch für euch, also braucht ihr euch auch für nix entschuldigen! Also echt… Genießt die Zeit und den Weg, und esst mal was Gescheites! Alles Gute weiterhin, ihr macht das schon!!! Ihr sollt doch Spaß habbe! 🙂
Alle Kommentatoren sprechen mir aus der Seele – wer hetzt Euch außer Ihr euch selbst und manches Mal muss man sich auch eingestehen, dass man fertig ist, wenn das so ist. Uns müsst Ihr sicher nichts beweisen. Also have fun und lasst es Euch gutgehen – wo auch immer und wie auch immer
Fertig zu sein gehört wohl dazu!
Aber ihr reagiert ja schon richtig darauf. Dem Dattel-Tipp kann ich mir nur anschließen + Nüsse (auch ohne Schoko). Macht einfach EUREN Trail!!! ️