Vorbereitungen

Was braucht man für den PCT?

Zeit, Permits, Ausrüstung, Geld und viele Papiere.

 

Zeit:

Für den PCT braucht man ungefähr 5-6 Monate. Mit dem regulären Jahresurlaub kommt man also nicht sehr weit. Uns war es möglich, ein halbes Jahr unbezahlten Urlaub zu nehmen, das ist in einigen Firmen nicht selbstverständlich! Andere Firmen wiederum bieten die Möglichkeit eines Sabbatjahres an, was durchaus Vorteile mit sich bringt.

Die meisten Wanderer, die „northbound“ gehen (also von der mexikanischen Grenze nach Kanada), wählen einen Starttermin im April. Zu dieser Zeit ist es in der Wüste noch nicht ganz so heiß, man erreicht die Sierra nicht zu früh, sonst muss man sich nämlich durch sehr viel Schnee kämpfen, oder kann gar nicht weiterlaufen. Die Sierra zu spät zu erreichen, ist auch keine Option, dann ist der Schnee schon abgetaut und verwandelt Bäche in reissende Fluten. Das kann bei Flußüberquerungen sehr gefährlich werden.

Ihr seht also, man muss sich genau überlegen, wann man losmarschiert und etwas kalkulieren und rechnen. Und dann macht einem vielleicht ein harter Winter einen Strich durch die Rechnung ;-))

 

Permit:

Apropos Starttermin: man kann sich seinen Starttermin wunderbar ausrechnen und Urlaub beantragen, nützt aber nichts, wenn man kein permit besitzt!

Da durch seine wachsende Popularität immer mehr Wanderer den PCT laufen möchten, gibt es seit einigen Jahren ein strenges Permit-System. In einer ersten Runde im November werden pro Tag 35 permits vergeben, in einer zweiten im Januar nochmal 15. Man logt sich an einem bestimmten Tag zu einer bestimmten Uhrzeit auf der Seite der PCTA ein und bekommt dann einen Platz in der Warteschlange zugewiesen. Da kann man dann schon mal 1-3 Stunden warten, bis man endlich auf die Termine zugreifen kann. Noch schwieriger ist es, wenn man zu zweit laufen möchte, wäre ja dann schon schön, wenn man am gleichen Tag starten könnte! ;-)). Als wir endlich „drin“ waren, waren die meisten Termine schon vergeben, denn fast jeder möchte Mitte April loslaufen.

Wir haben unser Glück im Januar noch einmal versucht und konnten unser permit dann tatsächlich noch einmal ändern und einen für uns sehr guten Termin ergattern!

Alles sehr nervenaufreibend und spannend!

 

Visum:

Für den PCT benötigt man ein B1/B2 Visum, denn für ein halbes Jahr reicht das ESTA Verfahren nicht aus. Das bedeutet, dass man am PC gefühlt 100 Seiten ausfüllen und Fragen beantworten muss. Am besten legt man sich vorher schon wichtige Dinge wie Pass, Werdegang (inklussive Schulzeit!) mit Jahreszahlen usw bereit.

Dann ruft man bei den Eltern an und fragt, wann und wo sie denn jetzt eigentlich genau geboren sind, wie ihr zweiter und dritter Vorname lautet und überlegt sich, ob man nicht vielleicht doch Verwandte in den USA hat…

Außerdem braucht jeder Bewerber eine Adresse in den USA, also vorher schon mal nach einem Hostel oder Hotel schauen.

Der Antrag für das Visum hat uns einige Nerven gekostet, Myrtis Notebook hat sie nach jeder Seite wieder rausgeschmissen und sie musste wieder von vorne anfangen. Das hat sie dann fünf mal praktiziert, und danach beschlossen, dass sie den PCT halt nicht laufen werde. Das mit dem Laufen hätte sie ja geschafft, aber der Antrag….!!!!!  Ja, da kann sie sehr affig, oder in ihrem Fall, sehr fuchsig werden! Sie hat dann einfach Thomas‘ Computer benutzt (MS schlägt Apfel;) und es hat geklappt. Dann lädt man noch ein Foto hoch (genaue Bestimmungen beachten! Größe, Abstand, ohne Brille usw) und schickt das Ding ab.

Im Nachhinein war es gar nicht so schlimm, aber ihr müsst trotzdem einige Verzweiflungsschreie und Wutanfälle mit einberechnen!

Wenn man dann seinen Antrag abgeschickt hat, muss man Kohle locker machen. Dann wird der Antrag (hoffentlich) bewilligt, und man jubelt erstmal, bis einem einfällt, dass man ja noch zur Botschaft muss. Man macht also einen Termin in München, Frankfurt oder Berlin aus (geht online). Wir haben uns für München entschieden.

Zur Botschaft muss man seine Terminbestätigung und einen gültigen Reisepass mitbringen. Sonst am besten gar nichts. Kein Handy, Feuerzeug, e-Zigarette, wo man sie doch gerade jetzt dringend brauchen würde! Deswegen haben wir uns am Bahnhof ein Schließfach genommen.

Vor diesem Termin hatten wir am meisten Angst, denn der Beamte entscheidet darüber, ob man das Visum letztendlich erhält. Ein abgelehntes Visum wäre also ziemlich unerfreulich, man sieht sich ja schon in Gedanken auf dem trail rumspringen…

Bei der Botschaft läuft alles sehr strikt und genau ab, aber die Leute sind sehr nett und hilfsbereit. Man wird durchgecheckt, weitergeleitet, dann wird Terminbestätigung und Pass gechecked, man stellt sich an einem Schalter an, nochmal check und erhält eine Nummer. Wir durften letztendlich zu zweit zum Interview Schalter vorrücken. Dort führt man dann mit einem Beamten ein kurzes Interview auf englisch. Da man im Prinzip beweisen muss, dass man nicht in die USA einwandern möchte, ist es hilfreich, einige unterstützende Dokumente mitzubringen, z.B. Arbeitsvertrag, Gehaltsabrechnung, Kontoauszüge usw. Wir hatten auch einen Wikipedia Ausdruck über den PCT mit, denn nicht jeder Beamte kennt diesen.

Unser Beamte wollte, als er erfahren hatte, dass wir Buchhändler sind, gerne einen Blick auf unsere Finanzen werfen. Wir waren ja vorbereitet. Nach einem netten Gespräch und ein paar Fragen zu unserem Vorhaben, er kannte den PCT schon („Many germans do it…“) hatte er unser Visum auch schon genehmigt. Alles gar nicht so schlimm….

 

Papiere:

Hat man das Visum abgehakt, ist das schlimmste geschafft! An weiterem Papierkram werden noch zwei Permits benötigt, ein California fire permit und das permit für Canada.

Das fire permit braucht man, wenn man in Californien Feuer machen möchte oder einen Gaskocher benutzen will. Man schaut sich online ein Video an und beantwortet dann einige Fragen. Dann druckt man sich das ganze aus.

Das Canada entry permit ist etwas aufwendiger, man beantwortet einige Fragen, druckt das permit aus, unterschreibt es, scannt es ein und verschickt es per mail. Einfach ein Foto machen und schicken ist keine Option. Ein paar Tage später wurden unsere Permits ebenfalls  genehmigt.

 

Hat man das alles erledigt, kann man endlich seinen Flug buchen!

Da wir vorher noch 2 Wochen Urlaub in Mexico machen wollen, fliegen wir zuerst nach Cancun, fahren dann mit dem Bus durch Yukatan, Palenque, an die Pazifikküste und dann weiter nach Oaxaca und Mexico City. Von Mexico City fliegen wir dann nach Tijuana und werden über Land in die USA einreisen. Unseren Rückflug haben wir von Seattle aus gebucht, da wir, wenn alles gut läuft, vielleicht noch 1 Woche Urlaub machen.

 

Geld:

Wenn man ein halbes Jahr auf sein Gehalt verzichtet, sollte man sich vorher einiges ansparen. Der PCT selbst ist natürlich nicht wahnsinnig teuer, schließlich schläft man ja meistens umsonst und draussen;-)). Große Busreisen oder Flüge fallen auch nicht an, da man ja die 4260 km laufen möchte. Und Restaurantbesuche oder abendliche Kneipenbesuche stehen in der Regel auch nicht auf dem Program. Allerdings muss man natürlich trotzdem das Geld für Essen für 6 Monate, eventuelle Übernachtungen auf Campingplätzen oder doch mal im Hotel oder Hostel mit einberechnen und das Geld, das man in den Städten ausgibt. Dann ist da noch das Geld für den permit Antrag und der Hin-und Rückflug. Bei uns kommt natürlich noch der Urlaub in Mexico und 2 Übernachtungen in Dan Diego hinzu.

Nicht zu unterschätzen ist die benötigte Ausrüstung. Wir besitzen zwar schon einiges, aber das meiste war uns für den PCT einfach zu schwer. Also mußten neue Rucksäcke, Schlafsäcke, Isomatten, Campingkocher, Stirnlampen, warme Jacken, Regenjacken, Zelt, Trailrunners usw „in leicht“ her. Dann haben wir uns noch ein paar Merinoteile zugelegt und waren ungefähr jeder 1500 Euro locker los. Dann ist da noch die Auslandskrankenversicherung und der Rest, den wir in den USA kaufen werden (Merinosocken, Wasserfilter, Bärenkanister, Spikes, Eisaxt). Im Normalfall läuft ein Hiker auf dem trail durch mehrere Paar Schuhe durch, die kommen natürlich auch dazu, wie auch Porto für die Pakete, die man sich an entlegenere Orte selbst zuschickt.

Da wir unsere Wohnung behalten möchten, muss man die monatliche Miete einberechnen und weitere Fixkosten, die anfallen, wie z.B. Versicherungen.

Um das alles zu stämmen, haben wir ca 1,5 Jahre vorher angefangen, zu sparen. Am Anfang war das sparen wirklich hart, wir haben genau darauf geschaut, für was wir Geld ausgeben. Restaurantbesuche, häufige Kneipenabende, Kino usw haben wir uns oft verkniffen, Klamotten und Schnickschnack gab es erst mal nicht, alles natürlich mit kleinen Ausnahmen. Nach ein paar Monaten waren wir erstaunt, wie viel Geld wir zur Seite legen konnten, ohne den Freuden des Alltags ganz zu entsagen;-)). Und das alles nur, weil wir auf unnötige Ausgaben verzichtet hatten. Bald schon konnten wir zu unserem festen Sparbetrag jeden Monat nochmal und manchmal noch ein zweites mal Geld abzwacken. Es funktionierte, und das bei zwei Menschen, die sonst am Ende des Monats normalerweise kein Geld übrig hatten!

Wieviel Geld wir am Ende brauchen werden, ist noch nicht abzuschätzen. Die meisten Europäer benötigen für den PCT inklussive Flüge 4000 – 8000 Euro.