Days 22 – 27

Drive-in Saturday 

In Pie town gibt es ( natürlich ) Pie – und das toaster house. Dieses ist von außen unschwer zu erkennen, das namensgebende Küchengerät bestückt in mehrfacher Ausführung das ganze Gebäude. Nita und ihr damaliger Mann haben es vor ca 40 Jahren gekauft, ihre Kinder dort geboren und aufgezogen und es dann der hiker Gemeinde überlassen. Es funktioniert wie eine riesengroße WG oder Hippie-Kommune. Damit das ganze Experiment nicht gänzlich im Chaos versinkt, gibt es immer ein paar Freiwillige, die dort mit anpacken. Nita selbst schaut aber auch fast jeden Tag vorbei, am liebsten jedoch abends, bewaffnet mit 2 Flaschen Schnaps. Dann fällt ihr ein, dass die meisten hiker ja früh zu Bett gehen, sie entschuldigt sich 1000 mal, schenkt dann eine Runde aus und erzählt uns hiker-Geschichten. 

Thomas und ich ergattern sogar ein Bett, dann geht es sofort ohne zu duschen zum Essen!!!!! Es gibt Quesadillas, Bohnen, Limonade zum nachfüllen und natürlich das ein oder andere Stück Pie. Wir sind glücklich, doch noch glücklicher werden wir, als „blink“ uns verkündet, dass er eine Mitfahrgelegenheit hat und in die Stadt fährt, um Alkohol zu kaufen. Bestellungen werden angenommen. So verfliegt der Nachmittag und auch der Abend, wir sitzen einfach zusammen und tauschen Geschichten aus. „Brainstorm“ verkauft seine eigene Ultra-leicht-Kollektion, sieht aber aus wie ein hikender Matthew McConaughey, „tall son“ hat einen Doppelgänger, den wir „tall son-son“ nennen,  der wiederum ein paar Tage Zwangspause wegen Blasen macht, „stormmarker“ ist den CDT in den 70ern schon mal gelaufen, jetzt plagt ihn ein verstauchter Knöchel. Überhaupt sind viele hiker nach ca 1 Monat verletzt, verstauchte Knöchel gibt es mehrere und auch Thomas hat fiese Blasen. Meiner Meinung nach hat das zum einen mit dem gila river zu tun, dort hatten wir tagelang nasse Füße, und zum anderen mit dem vielen roadwalking. Diese Leiden vergessen wir aber an diesem wunderbaren Abend für einige Stunden und feiern die Sternen-Nacht und uns selbst. 

Der nächste Tag ist unser Zero Tag, wir verbringen ihn mit Rumhängen und Essen. Zwischendurch werde ich zum Katzensitter: eine junge Katze hat 2 Junge bekommen, kann sie aber nicht wirklich versorgen. Die ca 1 Woche alten Kätzchen schreien jämmerlich, „grubs“ und ich hören uns das seit gestern schon an, dann reicht es uns: wir holen die Kätzchen aus ihrem Bau, „Grubs“ hat schon mehrmals kleine Katzen aufgezogen und ich helfe ihr dabei. Die Tiere schauen wirklich erbärmlich aus, die Gesichter sind total verkrustet, sie können kaum schlucken, das weiße Tier hört immer wieder auf zu atmen. Wir säubern ihnen die Gesichter, packen sie warm ein und rufen eine Tierärztin an. Diese patente Frau meint, sie muss noch zu einem Pferd, dann kommt sie sofort zu uns. Schließlich kommt sie wirklich mit besagtem Pferd im Schlepptau an und meint, die Kätzchen hätten vielleicht noch ein paar Stunden überlebt. Wir haben also richtig gehandelt. Mit Katzenmilch im Mini Fläschchen füttern wir „Salt“ and „Pepper“ und haben schon 100 Dollar gesammelt, um die Tierärztin zu bezahlen. Am Abend kommt Nita vorbei, in einer kleinen Runde lauschen wir im Feuerschein den Geschichten der Älteren, am besten gefällt mir „Jacoby‘s“: „Jacoby“ selbst ist ein älteres Semester mit Rauschebart, aber der Energie eines Rumpelstilzchens. Er hat mit seiner Freundin vor ein paar Jahren im Yellowstone Park gezeltet, andere hiker, die ihnen entgegenkommen, meinen, dort sind zu viele Kojoten, man könne bei dem Geheule nicht schlafen. Die beiden riskieren es trotzdem und merken schon bald : das sind keine Kojoten, das sind Wölfe! Nachts schnüffelt etwas von außen an „Jacoby‘s“ Kopf, beide schrecken hoch, er öffnet das Zelt, reißt das rainfly zur Seite und trifft etwas Festes. Ein ausgewachsener Wolf steht neben ihm. Seine Freundin flüstert: was sollen wir denn jetzt machen? Und der gute alte  „Jacoby“ antwortet mit einem Blick auf den Wolf : that‘s up to him, baby, all up to him. 

Ways für eine geniale Geschichte. Möchte natürlich auch gleich einen Wolf im Zelt haben. 

Am nächsten Tag müssen wir weiterziehen, ungern lassen wir die Katzen zurück, doch die sind für die nächsten Tage erstmal versorgt, dann nimmt sie die Mutter einer hikerin bei sich auf. Unser Tagesziel ist wasserbedingt nur 16 Meilen entfernt, leider alles auf einer dirtroad. Wir lassen uns Zeit, haben es nicht eilig, nachmittags kommen wir dann bei der tlc ranch an. Dort dürfen hiker auf dem Gelände zelten, die Besitzer stellen Wasser bereit und haben sogar ein Plumpsklo gebaut. Wieder einmal denke ich, was sind das für unheimlich großzügige Menschen. In dieser kargen und öden Umgebung verdienen sie mit ihrer Ranch wahrscheinlich auch nicht viel, und sie haben eine behinderte Tochter, die viele Medikamente benötigt. Und dann stellen sie uns auch noch ihr Gelände zur Verfügung, fragen, ob wir Spaghetti möchten und bringen uns Orangen und Äpfel !!!!  Ohne Worte. 

Ohne Worte ist allerdings auch Thomas‘ Blase, die ist wirklich ekelerregend. Er hat sich die letzten Meilen schon sehr geschleppt. Wir bauen unsere Behausung mit „El Flaco“ ( ein schöner Kerl, gefällt mir gut mit seinem Cowboy-Schnurrbart), den Tschechen, „fix it“ und „lush“ auf, die Kälte am Abend und der allgegenwärtige Wind zwingen uns alle bald in die Zelte, bis auf „milkman“ der macht Cowboy Camping. 

Der neue Tag hält eine water source nach 25 meilen bereit, schon früh starten wir, da Thomas ziemlich humpelt. 

Tapfer schleppt er sich Meile für Meile, aber es geht ihm nicht gut, nachts war er glühend heiß und fiebrig, tagsüber ist ihm ständig kalt!! Nach ca 18 Meilen beschließen wir mit den Tschechen, beim ekligen Kuh See Wasser zu holen und dort zu übernachten. 

Am Vormittag machen wir noch ca 9 Meilen zum Highway und hitchen dann in die Stadt. So haben wir zwar einige Meilen ausgelassen, aber einerseits machen viele hiker die roadwalks am Highway nicht ( zu gefährlich), andererseits geht es Thomas so schlecht, dass wir erstmal pausieren müssen. 

In Grants nehmen wir uns mit den beiden anderen für 2 Tage ein Motel Zimmer. Es ist schon erstaunlich, wie 4 Hiker, die eigentlich gar nicht so viel Zeug mitschleppen, innerhalb von 5 Minuten 1 Zimmer in absolut undurchdringliches Chaos verwandeln. 

Den 1. Tag schläft thomas durch. Abends will er nicht mal mit in die brewery!!!! Wer ihn kennt, weiß: da stimmt etwas nicht!!!

Am 2. Abend kontaktiert uns „cleansweap“: er ist auch in Grants angekommen, es ist sein letzter Abend auf dem Trail, denn er muss in 4 Tagen zurück zur Arbeit. Deswegen lädt er uns zum Essen ein! Bei Bier, Margarita, Pizza und Karaoke verabschieden wir einen Menschen, der mir nach 1 Monat wie ein Freund vorkommt und mit dem ich gerne noch ein paar 100 Meilen gelaufen wäre. „Cleansweap“ singt „King of the road“, wir schmettern Sonny und Cher und Nick Cave. 

Am Donnerstag ziehen Lubos und Tereza weiter, Thomas braucht noch etwas Ruhe für seine entzündeten Blasen, deswegen mieten wir uns für ein paar Tage im Hostel ein, am Sonntag gibt es eine Full Moon eclipse mit Blutmond, am Montag geht es dann hoffentlich weiter. 

Not so happy trails, but still happy foxes, happy life soon!

 

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