Als wir am 77. Tag in Kelly’s Garten erwachen, haben wir beide das Gefühl, einen Zero brauchen zu können. Also entschließen wir uns noch eine Nacht zu bleiben. Wir machen ein paar Besorgungen in Mount Shasta und relaxen den restlichen Nachmittag in Kelly’s Garten. Nach Mount Shasta werden wir von Bob gefahren, der uns an der Bushaltestelle einsammelt. Bob ist Rentner und arbeitet für den Herrn. Der Herr hat ihm wohl aufgetragen stinkende Hiker durch die Gegend zu fahren, was ja ganz nett von ihm ist. Dennoch verneinen wir, als er uns fragt, ob wir nicht auch Christen werden wollen. Nachher verlangt der Herr auch von uns stinkenden Menschen zu helfen 🙂 Nachmittags lassen wir uns Kelly’s Jacuzzi heraus, den man auch nackt benutzen darf. Somit starten wir frisch ausgeruht am nächsten Morgen.
Landschaftlich wird es wieder filmischer und wir laufen wieder größtenteils mit Panoramablick. Unterwegs sehen wir eine Menge Chipmunks und auch das ein oder andere Reh. Eines Abends laufen zwei Rehe an unseren Zelten vorbei, als wäre es das normalste der Welt, wobei sie uns schon ein wenig verdutzt anschauen. Eines anderen Abends sind die Moskitos so penetrant, dass wir an der Feuerstelle ein Feuer machen. Ihr fragt euch jetzt vermutlich, mit was wir Dieses in Gang bringen? Wofür trägt man sein benutztes Klopapier mit sich, wenn nicht als Brandbeschleuniger? So werden wir gleichzeitig etwas Müll los und die Moskitos lassen uns für eine Weile in Ruhe. Schnee haben wir kaum, allerdings sind zwei Stellen dabei, die etwas tricky sind. Thomas hat seine Microspikes nach Ashland geschickt, um Gewicht zu sparen. So kommt tatsächlich doch noch seine Eisaxt ins Spiel, als wir über ein abschüssiges Schneefeld laufen, auf dem man ein gutes Stück ins Tal rutschen kann. Letztendlich ist es auch ohne Spikes gut zu machen, dennoch freut sich Thomas, seine Axt wenigstens einmal in der Hand gehabt zu haben. Der PCT führt ebenfalls an dem ein oder anderen See vorbei, zum Schwimmen sind sie aber dann doch etwas kalt. Obwohl wir daher verzichten, erkältet sich Thomas etwas und wir legen einen nicht geplanten Zero am 83.Tag in Etna ein. Etna ist ein hikerfreundliches kleines Städtchen, mit zwei Brauereien und einem Park, in dem man für 5 Dollar Zelten kann. Es gibt dort Toiletten, eine Dusche, Strom und Internet. Morgen ist der 4.Juli, was durchaus interessant wäre, aber wir können uns keinen weiteren Zero leisten. Auch feiern manche Gemeinden erst am 5., wenn der 4. auf einen Donnerstag fällt. Wir kommen hoffentlich früh auf den Trail zurück und schaffen es bis Dienstag ins 118 Milen entfernte Ashland. Hier steht die nächste Entscheidung an, zurück in die Sierras oder weiter gehen. Der Schnee schmilzt aber im Augenblick gibt es noch ein paar fiese Abschnitte.
Immerhin hatten wir seit dem wir in Vegas waren keinen Regen mehr.