Tribute

Maybe it’s not to late
to learn how to love
and forget how to hate

Wir erwachen im bequemen Hotelbett. Als sich unsere Blicke treffen, ist relativ schnell klar, dass wir einen unexpected zero nehmen werden.

Acht volle Wandertage stehen uns noch in Kalifornien bevor. So langsam werde ich ein wenig melancholisch. Was 2019 begann, scheint nun zum Greifen nahe zu sein. Gut, es sind noch 500 Meilen Washington und da kann natürlich noch allerhand passieren, Kalifornien zu beenden ist nun schon die halbe Miete.

Wenn man jeden Tag hauptsächlich läuft, passiert so einiges mit dem Kopf. Irgendwann fängt das Ding dann an zu machen, was es will. Also in Teilen. Ich denke, etwa nach 1200 gelaufenen Meilen war es bei mir dieses Mal so weit, dass ich in meditative Zustände beim Laufen komme, bei denen mein Hirn macht was es will und ich laufe daneben und schaue zu. Oft ist das so großer Quatsch, dass ich die ganze Zeit vor mich hin lachen muss. Manchmal kann es aber auch richtig düster werden. Dann verwandelt es sich in the prince of darkness. Wie hier zum Beispiel bei unserem Aufstieg am dritten Tag. Es war bis frühen Nachmittag sonnig und lauschig. Dann zog es zusammen und der Himmel war pechschwarz untermalt von einem anhaltenden Grollen:

Es wird zunehmend dunkler, als wir den Aufstieg nach der Mittagspause angehen. Immer wieder ertönt ein Grollen. Noch sind wir unter der Baumgrenze, falls das Unwetter, das sich vor uns abzeichnet, ausbrechen sollte, sind wir hier noch gut geschützt. Reflex in the sky, warn you you’re gonna die, storm coming, you’d better hide, from the atomic tide.
Das Grollen schwillt weiter an, aber es entlädt sich nicht in einem Donnern. Es fällt kein Regentropfen, aber der Himmel ist pechschwarz. Da, plötzlich ein Knacken vor mir. What is this, that stands before me? Figure in black? Alles ist verschwommen. Ich sehe nur ein Augenpaar, das mich anzustarren scheint. Von weit her höre ich eine schwache Stimme: Can you help me? Ich verstehe nicht. Was möchte die Gestalt von mir? I’m an iron man. Und plötzlich verstehe ich es. Sie ist gekommen, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Es ist alles ganz einfach und kann wirklich gelingen. Doch, nobody wants him, they just turn their heads. Es gibt keine Hoffnung. If the button is pushed, there’ll be nowhere to run. Da bricht vor mir der Himmel auf, a hole in the sky, ein winziger Sonnenstrahl bricht hindurch und trifft meine Stirn. Gibt es Hoffnung für die Menschheit? Dann schließt sich der Himmel wieder und ich höre es, Satan laughing. No more tomorrow. Where to hide? Suicide is the only way out…und wieder starren mich diese Augen an. Aber der Schleier schwindet nun…und vor mir steht ein Reh und sieht mich verdutzt an. Unsere Blicke verschmelzen ineinander. Keiner von uns spricht ein Wort. Wir verstehen uns. Dann hebt es die Ohren und springt über den Trail davont.
Apropos Reh. Eines soll hier in der Gegend sein Unwesen treiben. Erst Hiker mit seiner charmanten Art umgarnen, um ihnen anschließend die Schweiß durchtrieften Socken zu klauen. Also sorgt dafür, dass Eure Socken sicher sind, just like witches at black masses.

Die Landschaft wird jetzt etwas unspektakulärer. Ok, verglichen mit der fränkischen Schweiz sind wir immer noch im Hochgebirge, aber es ist eben nicht mehr der ganz große Glamour. Dazu kommen nun vermehrt burnt areas. Einige PCTler überspringen diese, aber für uns würde es sich falsch anfühlen, die 80 Meilen nun auszulassen, nachdem wir extra zurück gekehrt sind, um die Lücken zu schließen.

Noch 74 Meilen, dann ist Kalifornien abgeschlossen.

Das heißt aber nicht:

No more trails!

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