Tourenbeschreibung des GR 54 von Thomas

Was ist der GR 54, oder auch Le grande Tour d´Ecrins?

Der GR 54 ist ein etwa 190 Kilometer langer Rundwanderweg, der Oisans und das Ecrins-Massiv im Herzen des Ecrins-Nationalparks in den französischen Alpen umrundet.

 

Vorraussetzungen:

Eine gute Kondition sollte man mitbringen. Nach oben hin sind gute 11500 Meter gut zu machen. (je nachdem welcher Quelle man vertraut sind es bis zu 12800 Hm). Läuft man wie wir (und viele andere) die Schleife im Uhrzeigersinn, ist vor allem in der zweiten Hälfte Trittsicherheit und eine gewisse Schwindelfreiheit von Nöten. Die Pässe nach Vallouise können bei Nässe sehr matschig und dadurch rutschig sein.

 

Verpflegung:

Wir sind mit Essen für drei Tage gestartet. Man kommt immer wieder durch kleine Dörfer (Achtung: Supermärkte schließen oft über Mittag) oder an Hütten vorbei, so dass niemand verhungern muss. Im Uhrzeigersinn kommt man in Le Bourg d´Oisan noch an einem großen Supermarkt vorbei. Die typische Hikerverpflegung sucht man aber meist vergebens. Doch mit einem Baguette in der Seitentasche des Rucksacks, sieht man auch authentischer ausJ Wasser habe ich nie mehr als einen Liter getragen.

 

Anreise: 

Von Grenoble aus fährt der Bus T75 vom Bahnhof nach Le Bourg d´Oisan und hält direkt neben dem Trail.

 

  1. Tag (21Km/ 1300Hm)

Wir sind zuerst von Grenoble nach le Bourg d´Oisan gefahren, wo wir schließlich gut gestärkt um 10:30 Uhr gestartet sind. Kurz nachdem wir Le Bourg d´Oisan verlassen haben, geht es auch schon steil den Weg hinauf in den Wald. Anschließend laufen wir viel über kleine Straßen durch kleine Dörfer. Meist machen wir an den Brunnen halt, die es in jeder Ortschaft gibt. Als wir langsam ans Feierabend machen denken, gibt uns ein Einheimischer den Tipp, dass es gestattet ist, in Clavans le bas beim Friedhof sein Zelt aufzustellen. Ein Brunnen und eine Biotoilette gibt es zu dem auch.

 

  1. Tag (20Km/ 1000Hm)

Von Clavans le bas geht es erst mal noch ein Stück bergab, was wir auf der anderen Seite aber auch gleich wieder Hinauf müssen. Hat man am Abend vorher noch die Kraft, findet man hier gute Zeltstellen mit Picknick Tischen, sobald man wieder ein Stück aufgestiegen ist. Vorbei an Winterliftanlagen geht es immer weiter bergauf bis wir zuerst den Nazié und anschließend den Saint-Georges Pass erreichen. Hier erstreckt sich das Plateau d´Emparts, was eine wunderschöne Kulisse zum Übernachten wäre, aber einfach zu früh für uns ist. Wir steigen noch bis La Grave ab, wo wir erst den Supermarkt plündern und dann auf dem örtlichen Campingplatz übernachten. Dusche 1 am zweiten TagJ

  1. Tag (20Km/ 1000Hm)

Erst geht es ein Stück am Fluss entlang bevor es teils steil nach oben geht. Im Refuge de l´Alpe de Villar erfrischen wir uns und bereuen es ein wenig, dass wir nicht schon am dritten Tag einen Nero machen können, denn die Kulisse ist super schön, wie überhaupt der ganze Tag landschaftlich ein Genus ist. Wir übernachten am Campingplatz Deux Glaciers kurz vor Le Monetier le bas. Als wir dort ankommen geht es Myrtis nicht gut, sie hat sich vermutlich einen Sonnenstich eingefangen.

 

  1. Tag (Zero)

Da es Myrtis nach dem Aufwachen nicht bessergeht, verbringen wir den Tag im Hotel Résidence Les Cholchique in Le Monetier.

 

  1. Tag (26Km/ 1600Hm)

Heute geht es ein letztes Mal an Liftanlagen vorbei, die uns in den ersten Tagen immer wieder begegnetet sind. In Vallouise füllen wir unsere Vorräte auf und machen dann noch die letzten 7 Kilometer bis nach Entre les Aygues, wo es überraschenderweise einen Imbiss gibt, der von einer netten Schweizerin geführt wird. Bei ihr erstehen wir eine Flasche Wein, die wir ihr am nächsten Morgen wieder leer vor die Tür stellen dürfen, somit können wir noch auf meinen Geburtstag anstoßen.

 

  1. Tag (17Km/1100Hm)

Ab jetzt können die Pässe bei Nässe sehr matschig und rutschig und damit etwas gefährlich sein, aber wir starten bei bestem und trockenem Wetter. Trotz der 1100Hm fühlt es sich wie ein Nero an. Die 1100Hm gehen wir am Stück hinauf, bis wir den Col de l´Aup Martin erreichen, danach geht es nur noch bergab. Wir kommen kurz vor zwei bereits beim Refuge du Pré la Chaumette an und entspannen den Nachmittag bei Sonnenschein.

 

  1. Tag (Nero: 3,5Km/ 600Hm)

Wir sind etwa 20 Minuten von der Hütte entfernt, als sich plötzlich mein Magen umdreht und ein Schwall veganes Chili seinen Weg nach außen sucht. Ich denke, dass es schon wieder besser wird und wir steigen weiter auf. Da aber 3 Pässe vor uns liegen und sich mein Magen irgendwann im 5-Minuten-Takt entleert, beschließen wir bereits um 11 Uhr unser Zelt, an einer halbwegs guten Stelle aufzustellen. In der Nacht bricht dann ein Sturm los. Es stürmt, hagelt und blitzt. Der Regen hämmert wild gegen unser Zelt, dass alle 1-2 Minuten taghell erleuchtet wird. Kurz denke ich, ok, jetzt bringt mein Magen uns um. Aber wir überstehen die Nacht und am nächsten Tag bin ich wieder fit.

 

  1. Tag (32Km/ 1600Hm)

Nachdem wir nun mehr oder weniger 2 Tage verloren haben, haben wir uns vorgenommen, am 8. Tag möglichst viele Kilometer zu machen. Wir laufen über die Pässe de la Valette, de Gouiran und de Vallonpierre, die durch das nächtliche Unwetter etwas Konzentration und Trittsicherheit verlangen. In La Chapelle-en-Valgaudémar füllen wir ein letztes Mal unsere Vorräte auf bevor wir uns ein paar Kilometer später an den Aufstieg zum Refuge des Soufles machen. Dies ist sogar eine französiche Alpenvereinshütte, weshalb wir Rabatt auf die Übernachtung bekommen. Da wir erst um Sieben dort eintreffen, schaffen wir das Abendessen nicht mehr. Wir dürfen uns aber ohne Probleme draußen im Pavillon selbst verpflegen. Die Hüttenfamilie ist sehr freundlich und hilfsbereit. Überhaupt kann sich der ein oder andere deutsche bzw. österreichische Hüttenwirt in puncto Freundlichkeit was bei den Franzosen abschauen.

 

  1. Tag (16Km/ 1700Hm)

Nach den ersten Metern wird der Weg enger und es geht links steil bergab. Hier sind dann auch ein paar Seilversicherungen. Größere Schwierigkeiten bereitet das Stück aber nicht. Dafür kämpfen wir uns dann auf den Col de la Vaurze hinauf, der heute nicht der einzige Pass bleibt. Auch der Col de Côte Belle will noch bezwungen werden. Im Tal nach jenem letzten Pass ist allerdings das wilde übernachten verboten. Wir schlagen unser Zelt an der einzigen geeigneten Stelle auf, die wir noch vor dem Verbotsschild finden und hoffen, dass es hier entweder OK ist, oder uns niemand findet. Die Nacht verläuft ruhig, nur das Rauschen des Flusses ist zu hören.

 

  1. Tag (7,5Km/ 1100Hm)

Wir stehen früh auf und nehmen den einzigen, anstehenden Pass (Col de la Muzelle) in Angriff. Dieser Aufstieg hat es noch einmal in sich, aber oben angekommen wird man mit einer phänomenalen Aussicht belohnt. Auch unser Refuge de la Muzelle und den dazu gehörigen See können wir schon sehen. Der Abstieg dorthin zieht sich zwar etwas, aber auch heute können wir den Nachmittag zwar bei kühlem Wind aber in der Sonne genießen. Beim Abendessen lernen wir ein paar Finnen kennen, von denen einer mit dem Gedanken spielt, mal den PCT zu laufen. Nun, vielleicht konnten wir ihm ja den letzten Anstoß dafür geben.

 

  1. Tag (20,5Km/ 480Hm)

Von der Hütte weg steigen wir zum letzten Mal auf, bis wir den Col du Vallon erreichen. Ab jetzt geht es nur noch bergauf und später gerade aus. Ich denke mir, dass ich die Tour wieder im Uhrzeigersinn laufen würde, weil es ein grandioser Abschluss ist und man direkt in das Panorama der Landschaft beim absteigen eintaucht. In Le Bourg d´Oisan übernachten wir im Hôtel Oberland, wo wir wieder auf die Finnen treffen, mit denen wir abends die finnische Variante von Boules spielen. Ein riesen Spaß.    

 

Fazit: Der GR 54 hat uns begeistert und es wird nicht die letzte Wanderung in den französischen Alpen bleiben. Sowohl die kleinen Bergdörfer als auch die unberührte Landschaft waren traumhaft schön.

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