Days 8 – 12

Diamond dogs

Nach der Nacht auf dem Boden in Johns Wohnzimmer rieche ich schon Pancakes und Bacon, bevor ich die Augen öffne. John, der beste Mensch im Universum, bereitet uns allen einfach so ein Frühstück, nachdem er uns gestern Abend immer wieder die Gläser mit seinen Weinvorräten aufgefüllt hat. Rotwein for refill.
John wohnt auf einem der Hügel, die Silvercity sanft beschützen, in einem pueblo-Style Haus mit einer großer Veranda plus einer kleinen und der schönsten Aussicht, die man sich vorstellen kann. Vor 4 Jahren ist seine Frau gestorben, seitdem teilt er sein Anwesen mit seinen 3 Hunden, die sehr viel Streicheleinheiten von uns bekommen.
Nach einem ausgiebigen Frühstück müssen wir diesen wunderbaren Ort in den Bergen, der fast etwas magisches hat, dann verlassen, doch John lädt uns schon für Montag wieder zum Essen hier ein. Was für eine schöne Aussicht!!
Wir gehen es langsam an, es sind ja „nur“ 15 Meilen und John kauft uns allen noch milchshakes, bevor wir die Fahrt in seinem pick-up zum Trail antreten. Im Nachhinein war die Kombination milchshake, eisiger Fahrtwind und  Ladefläche des pick-ups vielleicht nicht so gut…. Mein milchshake ist im ganzen Gesicht verteilt und meine Hände sind eisig.
Der Trail schlängelt sich erst noch durch die karge wüstenlandschaft, dann steigen wir stetig leicht hinauf, nach ca 1 Stunde geht es dann immer wieder steil und felsig bergauf und wir fluchen nach den flachen Tagen in der Wüste. Wobei wir uns natürlich immernoch in der Wüste befinden, nur eben jetzt im „Mountain desert“. Die kargen Sträucher werden größer und zahlreicher, verwandeln sich in Bäume, die Natur tauscht ihr Kleid, während wir sie durchstreifen. Mittags machen wir Rast in einem wunderschönen Kiefernwald, Kolibris surren an uns vorbei. Nach dem heftigen Aufstieg geht es nun steil bergab, nach 15 sehr langen Meilen zelten wir mit Lubos und Tereza auf einem offiziellen Campingplatz, den CDT hiker kostenlos benutzen können. Eine unglaublich nette Frau (ein Trail Angel aus der kleinen stadt Cuba) bringt uns eine riesige Schüssel Spaghetti vorbei, wir stürzen uns wie wilde Wölfe darauf. Ein paar Rehe schauen noch vorbei, die Sterne strahlen und wir schlafen sofort ein.
Der nächste Tag wird etwas tricky, denn die erste Wasserquelle liegt ca 22 Meilen entfernt. Jeder füllt daher 4 Liter Wasser auf, was natürlich auch 4 kg mehr Gewicht bedeutet….
Es geht wieder moderat auf und ab durch die Wüsten-Berge, grundsätzlich steigen wir aber wieder ein Stück ab und lassen die schönen Kiefern-Wälder mit der klaren, kühleren Luft hinter uns. Es ist ein seltsamer Tag, Mona Lisa und Cleansweap sind etwas vor uns, Lubos und Tereza etwas hinter uns und wir begegnen uns den ganzen Tag nicht. Dafür treffen wir Hannah, die 2019 auch auf dem PCT war, nur einen Tag vor uns. Es ist schon seltsam, dass 2 Menschen aus Nürnberg und eine Frau aus Ohio sich zum 2. mal zur gleichen Zeit am selben Ort befinden. Später wandern wir durch einen wunderschönen Canyon, der einem Film entstiegen sein könnte. Dort treffen wir ein Schweizer Paar, Mountain und Lion, auch 2019 auf dem PCT gewesen, selbes Startdatum, nur ein paar Stunden vor uns….
Hier ist es Zeit, David Lynch zu zitieren: „the world is a strange place“. Ansonsten sehen wir noch 2 Reiter und einen Husky, der uns die Beine ableckt und kleine schwarze Kühe jagt, sehr zum Missfallen der Mutter-Kuh.
Wasser gibt es heute aus dem Kuh-Tank, unser Schlafplatz ist ein Parkplatz. The world is a strange place.
Der neue Morgen ist eisig und wir haben 13 Meilen auf dem Highway vor uns. Lubos und Tereza trampen, wir sind entschlossen zu laufen. Es ist unglaublich nervtötend und langweilig und Fuß-unfreundlich. Ich beginne, Autos zu zählen, singe ein Lied, das mit „I hate the world today …“ beginnt und stelle mir Johns Abendessen in den farbenfrohsten Bildern vor. Roadwalk sucks!!!! Irgendwie schaffen wir es, am Ende begleitet uns noch Charlie aus Montana und wir treffen die beiden Tschechen im Park in Silvercity. Dort holt uns dann auch schon John ab, der Rest des Tages ist eine wunderbare Mischung aus eisgekühlten Margaritas, Nachbarn, die vorbeischauen (eine ist eine echte Hexe!!), netten Gesprächen, Hunde-streicheln und einer großartigen Pasta Alfredo zum Abendessen.
Unseren wohlverdienten zero-day nehmen wir am Dienstag, allerdings artet dieser auch erstmal in Rumgerenne aus. Wir brauchen resupply und müssen 2 Pakete verschicken.
Wir wechseln ins Hostel unten in der Stadt, da wir John nicht noch länger belästigen wollen, obwohl ich glaube, dass er unsere Anwesenheit sehr genossen hat. Am Abend ist dann endlich alles erledigt und Thomas und ich gehen in die local brewery, wo wir Quentin aus Paris treffen. Es ist unglaublich, dass man zu manchen Menschen sofort einen Draht findet und sich den ganzen Abend lang wunderbar unterhalten kann. Als wir uns verabschieden, kommt es mir vor, als würden wir einem langjährigen freund „auf Wiedersehen“ sagen.
Heute müssen wir Silver City verlassen, gerne würde ich noch einen Tag bleiben! Aber wir lassen es heute etwas langsamer angehen, wir haben ca 13 Meilen zur nächsten Quelle, dort werden wir mit den Tschechen zelten und morgen beginnt dann unsere Reise durch die Gila dwellings, zum einen ein mega Highlight des trails, zum anderen der erste Fluss auf unserem Weg. Da wir ca 4 Tage am Gila River entlanglaufen werden, ist unser Wasserproblem und das damit verbundene Gewicht auf dem Rücken erst mal Schnee vom gestern.
Happy trails, happy foxes, happy life!

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