Als wir Ronald, ein lustiger Niederländer den wir auf Kho Phangan kennen gelernt haben, fragten was seine Musts in Laos sind, kam sofort als Antwort Gibbon Experience und Slow Boat nach Luang Prabang. Da wir die Grenze in Chiang Khong überqueren, liegt es auf der Hand, zuerst die Experience zu machen, da deren Büro direkt auf der anderen Seite des Mekongs, in Houayxay verortet ist.
Mit 275 Euro ist das Ganze kein Schnäppchen und wir haben schon etwas darüber nachgedacht. Letztendlich konnten wir es uns in diesem Augenblick aber leisten und wir wollten diese Erfahrung auf keinen Fall missen. Daher haben wir über die Homepage die Honeymoon Tour gebucht. Der Unterschied zur Classic Tour ist, dass man ein Baumhaus für sich alleine und seine eigenen Guides hat. Letzteres war uns nicht bewusst, da wir uns das Tagesprogramm etwas anders vorgestellt hatten, aber später mehr dazu.
Los gehts am Montag, 16.09. um 8:15 Uhr im Büro. Zunächst sieht man sich ein Video an, welches neben den Sicherheitsinstruktionen auch das Projekt vorstellt. Dann springt man auf die Ladefläche eines Tuk Tuk Jeeps und los geht die Fahrt.
Als wir ankommen, sind wir fast ein wenig traurig, ein Haus für uns alleine zu haben, da wir uns auf der Fahrt sehr gut unterhalten haben und auf Anhieb einen Draht zu den Mitfahrern unseres Tuk Tuk hatten. Aber mit einem Teil der Truppe werden wir später das Slow Boat nach Luang Prabang nehmen und unser Haus ist dazu das modernste.
Nachdem wir die Straße verlassen haben, geht es noch eine dreiviertel Stunde über eine Dirtroad. Wenn es zuviel geregnet hat, ist diese schon mal nicht befahrbar und Schusters Rappen sind angesagt. Wir haben aber Glück und können bis zum kleinen Dorf fahren, von wo aus der Weg zu den Ziplines abgeht.
Im Dorf gibt es erst mal ein Essen und zur Einstimmung gönnen sich die meisten ein Bier. Dann geht es endlich los.
Zunächst müssen wir 45 Minuten Fußweg, größtenteils bergauf bewältigen, bis wir am Haus ankommen, in dem unsere Köche wohnen und wir unsere Klettersteigsets entgegennehmen. Nachdem wir diese angelegt haben gibt es noch mal eine ausführliche Einweisung durch einen unser beiden Guides und schon können wir uns an der ersten Zipline versuchen. Diese ist vielleicht 10 Meter lang und ca. 3 Meter hoch, also eine Babyzipline. Die klappt schon relativ gut. Dann geht der Anstieg weiter zur Nächsten. Diese ist ein wenig länger und höher, aber immer noch relativ unspektakulär. Weiter bergauf wird es dann ernst. Diesmal können wir das Ende der Line nicht sehen und auch nicht wirklich abschätzen, wie hoch diese ist, weil Bäume die Sicht versperren. Ein Sprung ins kalte Wasser. Und es ist herrlich. Nach zwei Metern bietet sich ein atemberaubender Panoramablick, und man stellt fest, dass man doch etliche Meter über dem Boden ist. Ich weiß leider nicht mehr die Höhe jeder einzelnen, aber mit 160 Meter Höhe ist auch die höchste Zipline der Welt dabei. Am anderen Ende landet man auf einer kleinen Plattform in einem Baum und nimmt von dort direkt die nächste, läuft ein paar Meter hinauf und kann schon unser Baumhaus sehen. Aber das muss noch ein wenig warten, denn erst müssen wir die beiden langen Ziplines noch ein paar mal befahren.
Es ist schon merkwürdig, da ich eigentlich Höhenangst habe, aber in den nächsten zwei Tagen scheint es, als hätte ich sie überwunden. Myrtis fühlt sich am Anfang noch ein wenig unwohl, ist dann aber auch schnell begeistert und genießt die Aussichten.
Wie erwähnt haben wir ein Haus für uns alleine. Zu erreichen ist es nur über eine Zipline. Es gibt eine Küche, ein Bad mit Dusche mit einem echten Sitzklo. Ein paar Stufen hinauf ist dann unser Wohn-, Ess-, Schlafzimmer für die kommenden beiden Nächten. Als unser Guide unsere Überraschung über das Klo bemerkt, fragt er uns, was wir denn erwartet haben. Nun, das wussten wir auch nicht so genau, aber eher einen Eimer als eine Porzellanschüssel inklusive Arschdusche, zumal auf der Homepage steht: don’t expect any luxury 🙂
Wir sind gerade in unser Bettzelt gekrochen, anstelle eines einfachen Moskitonetzes gibt es einen relativ schweren Stoff, den man über den Matratzen aufhängt, als wir etwas im Mülleimer wühlen hören. Neugierig sehe ich nach, aber da ist der Eindringling schon wieder weg. Dann hören wir plötzlich ein Kratzen neben unserem Bett, ich schaue hinaus und sehe eine spitze Schnauze und zwei Augen darüber, die mich anstarren. Eine Ratte. Und als ich den Rucksack wegziehe sehen wir, keine Kleine. Sie sucht das weite. Wird aber heute und den Tag drauf noch ein paar mal im Müll wühlen. Ich hatte einen Beutel mit Essenskrümmeln im Rucksack vergessen. Diesen entfernt und den Rucksack im Bad aufgehangen, ist sie soweit wir es mitbekommen haben, nicht mehr nach oben gegangen. Nun, eigentlich sind wir auch die Eindringlinge und sie lebt vielleicht schon ihr ganzes Leben in diesem Haus. Sie haben versucht, Katzen in den Häusern anzusiedeln, doch nachdem die ersten Zwei vergessen haben, dass es ein Baumhaus ist und beim jagen abgestürzt und gestorben sind, hat man den Versuch abgebrochen.
Am nächsten Morgen stehen wir um halb sechs auf und treffen uns kurz darauf mit unserem Guide um nach Gibbons ausschau zu halten. Wir hören sie singen. Gibbons singen am Morgen für etwa 20 bis 30 Minuten. Da hier verschiedene Familien leben, hören wir auch später nochmal welche. Aber diese Familie können wir aus der Ferne beim Herumtoben beobachten. Wir versuchen später etwas näher an sie heran zu kommen aber leider vergeblich. Auf dem Weg zurück tauchen dann plötzlich zwei hinter uns auf, aber so schnell wie sie kamen, waren sie auch schon wieder verschwunden. Auch wenn wir die Gibbons gerne aus der Nähe betrachtet hätten, finden wir es doch sehr löblich, dass die Tiere nicht mit Futter angelockt werden oder schlimmeres. Wir können sie so erleben, wie sie in freier Wildbahn sind. Des Weiteren steht heute noch die Besichtigung der anderen Baumhäuser an. Unterwegs treffen wir auf die lustige Gruppe, mit denen wir Jeep gefahren sind und die Gruppe des anderen Jeeps. Letztere treffen wir u.a. im höchsten Baumhaus und dort macht ihr Guide mit ihnen einzeln Bilder, wie sie am Seil hängen. Das will ich natürlich auch haben. Leider hat meine Kamera keine Handschlaufe, so dass es mir ein wenig zu riskant ist. Ein netter Niederländer schickt mir später meine Bilder, die mit seiner Kamera aufgenommen worden sind, leider in einer äußerst schlechten Qualität. Es ärgert mich ein kleines bisschen, dass ich dem Guide nicht doch meine Kamera gegeben habe. Aber gut, wann sieht man sich eigentlich Bilder noch mal an?
Danach machen wir uns über die 160 Meter hohen Zipline auf den Weg zurück zu unserem Häuschen, es ist Zeit fürs Mittagessen, das uns wie auch die anderen Mahlzeiten von einem der beiden Guides geliefert wird.
Völlig erschöpft kommen wir schließlich an. Klar, wir haben jetzt 4 Wochen gar nichts sportliches mehr gemacht, aber das bergauf laufen bei dieser Luftfeuchtigkeit setzt mir mehr zu, als die Höhe des Mount Whitney. Auch Myrtis ist geschafft, daher gönnen wir uns ein kleines Nickerchen bevor wir abgeholt werden, um das letzte und größte, drei stöckige Baumhaus anzusehen. Danach ziplinen wir noch eine Weile, treffen die lustige Gruppe wieder, quatschen und ziplinen.
Wie eingangs erwähnt, haben wir uns das Programm etwas anders vorgestellt. Wir dachten, die Baumhäuser sind näher zusammen, so dass man zusammen isst, wir dachten das man zusammen den zweiten Tag wandert und ziplined und erst abends wieder zurück kehrt. Aber dass es nun anders war, war auch überhaupt kein Problem. Wir haben grandiose Aussichten genießen dürfen, haben den Gibbons gelauscht, haben coole Gespräche geführt. Besonders geil fand ich, dass wir die Ziplines auch ohne Guide benutzen durften. So bin ich am zweiten Morgen z.B. alleine zum Sonnenaufgang und Gibbonkonzert gefahren. Und im Baumhaus zu schlafen stand vielleicht nicht auf meiner Bucketlist, würde ich jetzt aber unbedingt nachträglich hinzufügen.
Vong, der jüngere unserer Guides tauscht seine Schicht, um mit uns und den anderen noch den Abend in Houayxay zu verbringen. Wir werden uns am nächsten Tag von Beth und Renee verabschieden aber dafür den zweiten Teil Leute unserer Slow Boat Experience kennen lernen. Wir werden 1,5 verrückte Wochen mit den meisten von ihnen verbringen.
Doch das ist eine andere Geschichte und soll ein andermal erzählt werden. Vielleicht 🙂
Bilder und Videos hier
Echt cool, Leute!!! 🙂
Danke für den herzhaften Lacher:
„Sie haben versucht, Katzen in den Häusern anzusiedeln, doch nachdem die ersten Zwei vergessen haben, dass es ein Baumhaus ist und beim jagen abgestürzt und gestorben sind, hat man den Versuch abgebrochen.“
Leider aber eine wahre Geschichte.
Arme Kätzchen!