Impressionen aus Mexiko – Letztes Kapitel

Nach Tulum, Palenque / El Panchan und Zipolite ist die Hauptstadt unsere letzte Station gewesen. Ciudad de Mexico oder auch El D.F. (Distrito Federal) wird in Mexiko gerne auch einfach nur Mexico genannt, was für Touris verwirrend sein kann.

Nach den entspannten Tagen am Meer mit überschaubarem Aufkommen an Menschen war die Ankunft für uns erstmal ein Kulturschock. Massen an Kadavern quetschen sich in die Metro, schieben sich durch die Straße. Von Kaugummis über Musik CDs bis hin zur Sonnenbrille wird dir von fliegenden Händlern alles mögliche Feil geboten. Theoretisch muss man kaum ein Geschäft betreten. Wenn man durch die Straßen schlendert, stößt man vermutlich irgendwann auf eine Band, die ein Bordstein Konzert gibt. Wenn es dann auch noch folklorischer Pop ist, tanzen wahrscheinlich auch ein paar Leute dazu. Das Leben pulsiert hier im Zentrum fast überall tagsüber.

Eingemietet haben wir uns im Mexico City Hostel direkt am Zocalo. Das können wir auf jeden Fall empfehlen. Für nicht ganz 20 Euro die Nacht gab es ein Privatzimmer mit zwei riesigen Betten. Alles top sauber, nur Bad und WC muss man sich teilen.

Von den nicht ganz vier Tagen haben wir uns zwei hauptsächlich mit der Geschichte der Mesoamerkanischen Urvölker Mexikos beschäftigt. Wer sich dafür interessiert kommt am Anthropologischen Museum nicht vorbei. Ein Abriß würde hier zu weit führen, aber ich (Thomas) denke jetzt ein wenig besser zu verstehen, woher diese tiefe Religiosität und der Kult um den Tod kommt, die hier allgegenwärtig sind. Beim beschäftigen mit der Geschichte fällt mir auf wie wenig mediale Präsenz Latein Amerika in Deutschland hat und wie wenig wir auch über die neuere Geschichte wissen, wenn wir uns nicht eigenständig damit beschäftigen. Wer z.B. Subcomandante Marcos nicht kennt und politisch interessiert ist, sollte ihn mal googeln.

Teotihuacan ist eine der ältesten Städte Mexikos. Das Reich, das hier erblühte stieg in etwa zur gleichen Zeit auf und ab wie das der Römer.
Pyramide der Sonne und des Mondes
Den Namen erhielt die Stadt von den Inkas, die sie entdecken als sie schon lange verlassen war. Ihr ursprünglicher Name ist nicht bekannt.

 

Wie das ganze Land ist Mexiko Stadt voller Gegensätze. Nur eben konzentriert. Bitterste Armut und Besitz ist hier direkt nebeneinander zu beobachten. In der Metro sind die vorderen Waggons für Frauen und Kinder reserviert um sie vor Übergriffen zu schützen, aber man beobachtet auch immer wieder Männer die Frauen den Sitzplatz anbieten.

Jede Halltestelle hat neben dem Namen auch ein Bild. So finden sich auch Menschen, die der Schriftsprache nicht ganz mächtig sind, zurecht

 

Geschafft haben wir in den vier Tagen nur einen Teil, von dem was wir uns vorgenommen haben. Die Stadt hat einfach soviel zu bieten und wir beide hatten keine Zeit zu hetzen. Tranquillo!

Somit ging mein erster Mexiko Besuch mit allerhand neuen Eindrücken zu Ende. Und ich bzw. wir werden sicher wieder kommen. Zum einen findet man hier eine bezaubernde Natur und Tierwelt und zum anderen haben wir einige interessante und bewegende Bekanntschaften gemacht. Z.b. Carlos, der wegen der Kriminalität und Perspektivlosigkeit aus seiner Heimatstadt weggegangen ist und nun in einem Hostel arbeitet, weil er Menschen so gerne hat. Er hat sogar auf die Partie zwischen Mexiko und Paraguay verzichtet um mit uns ein Bier zu trinken und zu quatschen. Dann war da Diego in einem anderen Hostel, der uns nach kurzer Bekanntschaft erzählt hat, dass er schwer Meth Abhängig ist aber seit einem Jahr Clean ist, zumindest was Meth angeht. Auch er hat wegen der ständigen Verfügbarkeit dieser Droge seine Heimat verlassen und beim Entzug zu Gott gefunden. Nicht mal ich habe es übers Herz gebracht im zu erklären, dass der Glaube an Gott leider nur ein Märchen ist. Antonio unser Hostel Vater am Meer hat sich zwar gerne mal über die Korruption aufgeregt, ist aber so ein grundentspannter Mensch, dass man sich allein in seiner Gegenwart schon entspannt fühlt. Im Camioneta (das sind kleine Laster auf deren Ladefläche einfach ein Holz – Metall Käfig drauf gesetzt ist und die dich darin für einen kleinen Obulus mitnehmen) haben wir Vincente kennen gelernt, der Psychologe in Mexico ist. Er liebt deutsche und wir mussten für Bilder posieren und ihm einen Gruß ins Tablet sprechen. Er hat uns auch in sein Haus eingeladen, aber das war aus Zeit Gründen nicht zu erwägen. Das letzte Schicksal von dem ich noch berichten möchte ist das von Felipe. Felipe war vielleicht Mitte zwanzig und hat es über ein Stipendium zu einem Sprachkurs nach Deutschland geschafft. Das er Bildung besitzt merkt man während unserer Unterhaltung. Felipe ist Indigener mit dunklerer Haut. Er hat Angst sich tätowieren zu lassen weil dunkel häutigere, tätowierte Verbrecher sind und mit polizeilicher Schikane rechnen müssen. Seinen Unterhalt verdient er nun mit selbst gemachten Armbändern. Aber auch er macht nicht den Eindruck deswegen an Selbstmord zu denken sondern nimmt das Leben so, wie es eben ist.

Sicherheit : Zu keinem Zeitpunkt haben wir uns unsicher gefühlt oder gar Angst gehabt. Das einzige negative Erlebnis war, als ich in der Metro bemerke, wie ein Mann seine Hand in meine Seitentasche steckt, in der meine geschliffene Sonnenbrille war. Beim Wechseln hatte ich vergessen die Tasche wieder zu schließen. bin also potentiell mit schuldig, auch wenn dieser Typ sicher nicht zur Unterschicht gehört und einfach hungrig war. Wenn man als Tourist auf ein paar Sachen achtet, ist man auch im gefährlichsten Land der Welt gut aufgehoben.

Enden möchte ich mit einer Buchempfehlung. Jaja ganz der Buchhändler, der ich ja auch immer noch bin : Andreas Altmann, Mexiko. Sehr amüsant und informativ.

In diesem Sinne : Vaya sin dios

3 thoughts on “Impressionen aus Mexiko – Letztes Kapitel

  1. Da habt ihr ja schon sehr viel erlebt .Hast übrigens, genau so wie Myrzis vorher , sehr gut und informativ geschrieben . Jetzt aber wirds ernst . Passt gut auf euch auf . Die Gefühle zwischen Angst ,Freude und Stolz deines Vaters begleiten dich ( euch ) .

  2. Das hört sich alles sehr spannend und interessant an, vorallem auch wenn man Einheimische kennenlernt und über ihre Schicksale was erfährt.Ist deine Sonnenbrille etz weg?Adios Mexiko,etz kommt ein neues Abenteuer, wünsche euch einen guten Start.

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